Die Entdeckung einer neuen Spezies: Schnipsel vom Jahrestreffen des EMK-Alumnivereins 2016
Bericht von Maybritt Hennig (6. Semester EMK)
Fotos: Adèle Teutsch
Vom 09. bis 13. Juni 2016 hat das dritte Jahrestreffen des EMK Alumnivereins das geschichtsträchtige Weimar, eine der zwei Wunschheimaten von EMK-Studenten, ordentlich aufgemischt. Es wurde eine neue Spezies zusammengerottet, grenzenlose Freundschaften gestärkt und über die Zukunft des Vereins entschieden.
Ist man letzten Freitag durch Weimar gelaufen, so hat sich einem ein in der Tat Aufmerksamkeit erregendes Bild geboten. Für all diejenigen, die Weimar nicht so gut kennen: Die 65.000 Seelenstadt wird - vor allem im Sommer - von Rentnertouristen.innen und Schulklassen invadiert, die auf den Spuren der großen Dichter.innen und Denker.innen jeden Quadratzentimeter Pflasterstein bestaunen. Außerdem prägen Studierende das Stadtbild, die sich ihren Weg im Slalom zwischen Pferdekutschen und Gipsbüsten der Weimarer Berühmtheiten bahnen.
Am besagten Freitag allerdings, war, neben den Schüler.innen und Rentner.innen und Studierenden, noch eine andere Spezies auf den Straßen anzutreffen: Mit schallendem Gelächter, jede.r einen schwarzen Turnbeutel auf dem Rücken, auf dem bei genaueren Hinsehen die Initialen "EMK" zu erkennen waren, zogen sie in Gruppen durch die Stadt. Statt der für Tourist.innen typischen Spiegelreflex um den Hals, knipsten sie munter mit einer Einmalkamera Schnappschüsse. Und obwohl sie sich so bewegten, als wäre ganz Weimar ihr Revier, schienen sie auf der Suche nach etwas Bestimmten zu sein. Besonders argwöhnisch wurde der Standarttourist, saß er gerade bei einem Stück Torte im Café, wenn diese EMK-Spezies hineinstürmte, um den nichtsahnenden Kellner darum zu bitten, ein rohes Ei für sie hart zu kochen. "Ist das wohl ihre Nahrungsgrundlage?", fragte sich der oder die eine oder andere. "Und sie haben sogar ihre eigene Sprache, ein recht eigenwilliger Mix aus Deutsch und Französisch…", tuschelte der andere dem einen zu.
Um das Rätsel aufzulösen: Ja, das waren wir! Wir, das ist der EMK Alumni Verein, der sich jedes Jahr für ein paar Tage trifft, um sich bei einem vielfältigen Programm unter und zwischen Alumni und aktuellen Studierenden auszutauschen, die Vereinsarbeit anzukurbeln, Freundschaften zu schließen und - wie bereits unschwer festzustellen ist - jede Menge Spaß miteinander zu haben. Aber nein, hart gekochte Eier sind nicht unsere Nahrungsgrundlage. Der besagte Freitag war der Höhepunkt unseres Spaßprogrammes, die Schnitzeljagd, und das rohe Ei am Ende gekocht wieder abzugeben, war nur eine der Herausforderungen, die unsere ohnehin schon gute Stimmung noch mehr in Schwung gebracht haben.
Am Donnerstag, dem vorigen Tag, wurde das Jahrestreffen bei einem Glas Sekt (oder zwei oder drei) und einem Buffet, bei dem sich die Tischbalken bogen, feierlich eröffnet. Alte Freund*innen aus Studienzeiten wurden stürmisch begrüßt, neue Freund.innen fanden bei einem spannenden Gespräch zusammen und es wurden ein paar offizielle, aber dadurch nicht weniger herzliche, Reden geschwungen. An dieser Stelle wurden wir zum ersten Mal als eine eigene EMK-Spezies bezeichnet, woraufhin wir in den nächsten Tagen unserem Ruf gleich alle Ehre gemacht haben.
Aber bevor am Freitag ins Jagdhorn geblasen wurde, versammelten wir uns zu einem sehr wichtigen Punkt des Treffens: der Vereinsarbeit. Als Vertretung des gesamten Vereinsvorstands stellten Kristin, in der Position der Schriftführerin, und Valerie als Vize-Präsidentin, kurz vor, was im letzten Jahr von statten und vorangegangen war. Der EMK Alumni Verein wird von seinen Mitgliedern belebt. Jede.r hat die Chance, aktiv mitzugestalten und zu definieren, was der Verein ist, was er tun soll und welche Bedürfnisse er decken kann. Deshalb wurde sich nach dem kurzen Überblick gleich mit Stift und Papier bewaffnet und fleißig gebrainstormt.
Neben einer gewaltigen Menge an kreativen Ideen und Wünschen zur Zukunft des Vereins und Besserungsvorschlägen bezüglich seiner Struktur wurden wir uns unserer Verantwortung noch einmal mehr bewusstgemacht. Der Vorstand sagte klar, wir könnten uns nicht darauf verlassen, dass sich die gleichen Personen wie letztes dieses Jahr wieder zur Wahl aufstellen lassen würden. Aber konnte sich jemand von uns vorstellen, die Posten zu übernehmen?
Erst einmal wurden alle Sorgen über Bord geworfen. Nach der erfolgreichen Schnitzeljagt trafen sich alle im Ilmpark, der grünen Oase Weimars, wieder. Es wurde sich munter über die Erlebnisse und Abenteuer in den einzelnen Gruppen ausgetauscht und ein wenig ausgeruht, bevor wir gesammelt zum Vortrag von Nicole Kandioler, stellvertretende Junior-Prof. für Europäische Medienkultur, aufbrachen. Da saßen wir nun im Oberlichtsaal, von der Sonne geküsst, mit roten Nasen und strahlenden Gesichtern, und lauschten gebannt der Programmbeauftragen von Seiten der Bauhaus-Universität, die uns spannende Einblicke in den Prozess ihrer eigenen Doktorarbeit gab.
Die anschließende Diskussion wurde irgendwann auf den Wielandplatz verlagert. Mit dem Nahkauf als sichere Bierquelle an unserer Seite wurde in lockerer Atmosphäre mit den Professor*innen und den anderen Studierenden gequatscht und gelacht. Das war wohl einer dieser Momente, an die man auch Jahren nach seinem Studium gerne zurückdenkt und findet, dass es doch etwas sehr Besonderes ist, Europäische Medienkultur zu studieren.
Sonntag, 11 Uhr, Vollversammlung zur Neuwahl des Vorstands. Aufgeregtes Gemurmel füllt den Raum. Jetzt ist sie wieder da, die große Frage, wer den Verein im kommenden Jahr repräsentieren und vertreten wird und sich zur Wahl aufstellen lässt. Die letzten Tage passieren in unseren Köpfen Revue.
Da war das spannende interkulturelle Training am Samstag, in dessen Anschluss wir unsere Wahrnehmung der kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich, der Eigen- und Fremderfahrung an der eigenen und jeweils anderen Universität, reflektieren konnten. Das Experiment war eine besondere, fast schon emotionale Erfahrung, denn es machte unser Feingefühl füreinander sichtbar, holte aber auch die einzelnen Probleme ans Licht, die trotzdem auftreten können. Diese Form des intensiven Austauschs über Studieninhalte hinaus stellt sich immer wieder als ein großes Bedürfnis der Studierenden heraus und der Verein hat dem bis jetzt immer einen passenden Rahmen gegeben.
Und da war die großartige EMK-Party am Samstagabend. Nachdem der Nachmittag im Zeichen produktiver Vereinsarbeit in den Arbeitsgruppen: Nächstes Jahrestreffen, Kommunikation (und Website), Studiengangs-Verbesserungen und Alumni-Netzwerk stand, klang der Abend in einem etwas informelleren Rahmen in dem wohl studentischsten Café – dem s140 – aus. Zum Wochenendstart ist diese studentische Initiative im Studierendenhaus der Ort zum Zusammenkommen und Feiern in Weimar. Dank DJane Effi aus den eigenen Reihen kam das Tanzen nicht zu kurz und es wurde ausgelassen gefeiert. Die EMK-Party war ein weiterer Beweis dafür von vielen, dass unsere Spezies etwas Gemeinsames verbindet. Und es wäre unglaublich schade, wenn wir nicht wenigsten einmal im Jahr aus Nah und Fern zusammengetrommelt werden würden, um noch mehr von den Leuten kennenzulernen, die in etwa so ticken wie man selbst. So, wie es der Verein die letzten Jahre tat.
Das Jahrestreffen ist vorbei, langsam löst sich die Versammlung auf, jede.r schlendert in Richtung Ilmpark um das Wochenende bei Picknick ausklingen zu lassen. Mit gutem Essen hat alles angefangen und endet es auch. Das Jahrestreffen ist vorbei, doch der Verein ist nicht nur das Jahrestreffen. Der Verein sind wir, die uns in den verschiedenen Bereichen das ganze Jahr über für den Verein engagieren. Und der Verein wird im Laufe des nächsten Jahres von einem neuen Vorstand vertreten. Denn es gab bei weitem genug Mitglieder, die bereit dafür sind, die verantwortungsvollen Posten im Vorstand zu übernehmen. Fleißig sind Kandidat*innen vorgeschlagen worden, dann wurde gewählt, wer sich zur Wahl hat aufstellen lassen. Und wir hatten großartige Kandidat.innen. Den ersten kräftigen Applaus bekam Stella als unsere neue Präsidentin. Valerie wurde als Vize-Präsidentin beklatscht, Kristin als unsere neue Schatzmeisterin und Camille als Schriftführerin. Bravo! All das, was der Verein uns bietet, das wollen wir nicht missen und wir hoffen, dass noch lange aktuelle Studierende und Alumni von seinem Mehrwert profitieren können.
Unsere Freude des Wochen- und des guten Endes ließ sich auch nicht von dem Regen trüben, der während des Picknicks im Park anfing auf uns niederzurieseln. Wir setzten uns unter ein paar große Bäume, lauschten den Regentropfen auf den Blättern, spielten Spiele, naschten und hatten uns immer noch viel zu erzählen.
Natürlich ist es traurig, dass das Treffen vorbei ist, aber ich freue mich schon auf das nächste Jahr. Mal sehen, vielleicht findet es ja diesmal wieder in unserem zweiten Heimathafen, in Lyon, statt.
Wir wünschen allen eine gute Heimreise, ein schönes Jahr an den Orten eurer Träume und bis zum nächsten Mal.